Bürgermeister Robert Schwankl begrüßte zu Beginn der Versammlung Landrat Bernd Sibler und dankte ihm dafür, dass er ein Ohr für die Probleme der Bürger vor Ort habe. Den Bürgern dankte er für ihr zahlreiches Erscheinen. Landrat Bernd Sibler hatte bei Amtsantritt versprochen, allen Landkreisgemeinden einen Besuch abzustatten, um zu hören, wo den Bürgern „der Schuh drückt“. Im Rahmen dieser Tour kam der Landrat vor kurzem auch in den nagelneuen Bürgersaal der Gemeinde Grattersdorf, wo sich rund 40 Besucher über die Grundzüge der Landkreispolitik informierten und hinterher entsprechende Fragen stellen konnten. Dabei schob der Landrat grundsätzlich in den Vordergrund, dass miteinander über Probleme zu reden auf Grundlage einer gewissen Diskussionskultur schon zur Problemlösung beitragen kann.
Zum Thema „Kultur im Landkreis“ merkte Sibler an, dass mit der Förderung von Musik, Theater und den sonstigen vielfältigen kulturellen Darbietungen in geeigneten Räumen auch zur gelebten Integration beigetragen werden kann. Der Landkreis leiste hier auch mit der baulichen Erneuerung der Landkreisschulen seinen Beitrag und wendet hierfür über einen längeren Zeitraum insgesamt rund 250 Millionen Euro auf. Für die Bildung der Kinder sollten nach Möglichkeit optimale Voraussetzungen geschaffen werden.
Die steigende Anzahl von Extremwetterereignissen ist auch in unseren Breiten feststellbar, dies wird sich auch in Zukunft nicht ändern. In diesem Zusammenhang lobte der Landrat die Freiwilligen Feuerwehren und die weiteren Hilfseinheiten in höchstem Maß. Ihre Schlagkraft und die unentgeltliche Leistungsfähigkeit wurden beim Hochwasser im vergangenen Jahr erneut beeindruckend unter Beweis gestellt. Mit Photovoltaikanlagen auf den Landkreisgebäuden leiste auch der Landkreis seinen Beitrag zur nachhaltigen Energiegewinnung. Besorgt merkte der Landrat zum Thema Konjunktur an, dass die Welle von Insolvenzen leider auch vor dem Landkreis Deggendorf nicht Halt mache.
Im Deggendorfer Klinikum werden jährlich rund 120.000 Fälle behandelt. Der Medizincampus Niederbayern komme der Personalsituation im Klinikum sehr entgegen: viele, die hier lernen, entschließen sich, auch in der Gegend zu bleiben. Zur Problematik der Finanzsituation merkte Sibler an, dass für die Ausstattung der Krankenhäuser der Bund zuständig sei und mit der Gesundheitsreform von Herrn Lauterbach nicht unbedingt die „große Lösung“ zu erwarten sei. In diesem Zusammenhang verwies er auch auf die erfolgreiche Dezentralisierungsstruktur der Hochschule Deggendorf. Auch der Fachkräftemangel im Pflegebereich wird trotz der Pflegeschule am Krankenhaus künftig ein Problem bleiben.
Bei der anschließenden Diskussion wurde kritisiert, dass der Bürokratieabbau zwar ständig propagiert werde, aber kaum Ergebnisse aufzuweisen sind: Als Beispiel erklärte ein Landwirt, der auf Selbstvermarktung umgestellt hat, dass er künftig auch elektronische Rechnungen ausstellen können muss, obwohl bei ihm eigentlich jeder bar bezahlt. Einheitlich kritisiert wurde die Bankschließung in Grattersdorf, die insbesondere auch mit der Entfernung des Geldautomaten für ältere Bürger ein Problem darstelle. Dies sei ein weiterer Schritt in Richtung Abbau der Versorgungsinfrastruktur, die sich letztlich auch auf die Lebensqualität im Ort auswirke.
Erfreut zeigten sich die Besucher, dass es in der Grattersdorfer Ortsmitte nun wieder ein Café mit etwas Einkaufsmöglichkeit gebe. Sibler sicherte sogar zu, dort demnächst zum Frühstücken vorbeizuschauen. Zusätzlich zu den normalen Linienbussen besteht auch die Möglichkeit, den Rufbus zu nutzen, eine Möglichkeit, an der der Landkreis festhalten möchte weil sie sich langsam etabliere. Auch der Radwegebau wurde thematisiert, es wäre schon von Vorteil, wenn z. B. Auerbach (Arzt) oder Hengersberg (Bad) sicher auf einem Radweg erreichbar wären.
Gerade im ländlichen Raum stärken Vereine den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Es werde aber immer schwieriger, jemanden zu finden, der auch Verantwortung übernehmen wolle. Deshalb sollte das Ehrenamt besser unterstützt und gefördert werden. Abschließend hoffte der Landrat grundsätzlich auf gegenseitige Rücksicht und Respekt, um die Gemeinschaft zu stärken und eine positive Zukunftsperspektive zu schaffen.

Landrat Bernd Sibler (l.) erläuterte im neuen Bürgersaal Bürgermeister Robert Schwankl (vorne) und den Grattersdorfer Bürgern die Landkreispolitik.
Text und Foto: Bernhard Süß